Mehr
als
die
Augen
sah
man
nicht.
Diese
großen,
runden
Augen,
die
aus
dem
Gewirr
einer
voll
gestellten
Garage
im
Hamburger
Stadtteil
Klein
Flottbeck
hervorguckten.
Insgesamt
50
Jahre
lang
blickten
sie
in
Richtung
Garagentor,
umgeben
von
leeren
Kartons,
vollen
Kisten
und
einer
Menge
"Plünkram".
Gut
versteckt
und
fast
vergessen.
Die
großen
Augen,
das
sind
die
Scheinwerfer
einer
Rarität,
die
im
Garagengewirr
vor
sich
hin
dämmerte:
ein
Citroën
Front von 1935, der deutsche Ableger des damaligen Wunderwerks Traction Avant.
Dornröschenschlaf hinter Garagengerümpel
1823
Exemplare
wurden
im
Citroën-Werk
Köln-Poll
gebaut,
nur
drei
soll
es
heute
noch
geben.
Und
einen
davon
befreite
Malermeister
Tomas
Hantke
(39),
mit
der
Enkelin
des
ersten
Besitzers
verheiratet,
jetzt
aus
dem
Garagengerümpel.
Aber
mal
der
Reihe
nach:
Es
war
eine
kleine
technische
Sensation,
die
sich
dieser
erste
Besitzer,
der
Kaufmann
Friedrich
Sperber, 1935 für 3750 Reichsmark zulegte:
Frontantrieb,
Einzelradaufhängung
mit
Torsionsstäben
vorn
und
hinten,
selbsttragende
Ganzstahlkarosserie,
Dreigang-Getriebeschaltung
am
Armaturenbrett,
hydraulische
Bremsen,
freihängender
Motor.
In
etwa
so
modern
wie
heute
der
7er-BMW
–
und
anfangs
mit ähnlich vielen Kinderkrankheiten geschlagen.
Deutsches Blech, französische Technik
Vier
Jahre
fuhr
Sperber
den
36
PS
starken
7
CV,
dann
kam
der
Krieg.
Sperber
musste
an
die
Front,
der
Front
musste
in
die
Garage.
Sperbers
Sohn
Ole,
heute
65,
holte
ihn
nach
Kriegsende
heraus,
wagte
Touren
nach
Frankreich
und
Holland.
1958
war
sein
Geld
alle,
der
Citroën verschwand wieder in der Garage. Diesmal gleich für 44 Jahre.
Bis
jetzt.
Bis
Hantke
kam.
Vor
ein
paar
Wochen
verkündete
er
seiner
verdutzten
Frau
Birgit
(37):
"Der
gehört
jetzt
uns!"
"Na,
prost
Mahlzeit",
antwortete
sie.
Schon
ahnend,
dass
Hantke
seine
Freizeit
künftig
dem
Front
widmet:
Der
Motor
wird
grundüberholt,
die
Elektrik
erneuert,
die
Vorderachse
aufgearbeitet,
die
Karosserie
glasgestrahlt,
die
hinteren
Sitze
neu
bezogen.
Zwischen 7500 und 10.000 Euro soll das alles kosten.
Und
das
Blech
macht
da
noch
die
wenigste
Arbeit:
Bis
auf
drei
münzengroße
Stellen
an
den
hinteren
Türen
keine
Spur
von
Durchrostung.
"Na
ja,
ähhh,
das
kam
ja
auch
aus
Deutschland",
erklärt
Oldtimer-Experte
und
Citroën-Sprecher
Immo
Mikloweit
leicht
verlegen.
Wegen
der
hohen
Schutzzölle
bemühte
man
sich
damals
im
Kölner
Citroën-Werk,
so
wenig
Teile
wie
möglich
einzuführen
–
und
das
deutsche
Blech
hielt
dem
Rost
offenbar
besser
stand.
Dauern
wird
die
Restauration
trotzdem.
Durch
die
Feierabend-Schrauberei
wird
der
Front
erst
in
gut
zwei
Jahren
fertig
sein,
glaubt
Hantke.
Aber
nach
all
den
Jahrzehnten
in
der
Garage kommt es auf ein paar Monate mehr oder weniger wohl auch nicht mehr an ...
Historie Citroën Traction Avant
Das
Ziel
war
klar:
Den
Wagen
mit
der
sichersten
Straßenlage
der
Welt
wollte
André
Citroën
bauen
–
und
ging
damit
ein
hohes
unternehmerisches
Risiko
ein.
Als
er
den
Traction
Avant
am
3.
März
1934
der
Weltöffentlichkeit
präsentierte,
wusste
kaum
jemand,
dass
die
Entwicklung
Citroën
an
die
Grenze
seiner
technischen
und
weit
über
die Grenze seiner finanziellen Möglichkeiten gebracht hatte.
Das
Konzept
aber
setzte
sich
durch:
759.123
Exemplare
des
Traction
Avant
wurden
in
verschiedenen
Ausführungen
(7
CV,
11
CV,
15
CV)
bis
1957
hergestellt.
In
Köln
endete
die
Produktion
des
Front
dagegen
im
November
1935:
Der
wirtschaftspolitische
Druck
auf
das
Werk
war
zu
groß
geworden.
1939
wurde
das
Betriebsgelände
zum
"Feindvermögen"
erklärt
und
ein
Rüstungsbetrieb
in
den
Hallen
einquartiert.